Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere und ein klassisches Instrument zur Fremdkapitalbeschaffung. Der Emittent einer Anleihe nimmt im Unterschied zu Privatkrediten öffentlich einen Kredit am in- und ausländischen Kapitalmarkt auf und verschuldet sich damit beim Anleihenkäufer.
Anleihen können auch nur von juristischen Personen begeben werden. Gegenüber dem Herausgeber besitzen die Käufer von Anleihen eine Geldforderung. Daher stammt auch der Begriff Schuldverschreibung oder Forderungswertpapiere ab.
Die Verzinsung, Laufzeit und Tilgung ist bei Anleihen bereits im Vorfeld vertraglich genau festgelegt. Im Unterschied zu Aktien werden Anleihen nur in Prozent gehandelt.
Es werden also vom Anleger keine Stückzahlen erworben, sondern vielmehr ein bestimmter Nominalbetrag. Der auf der Anleihe ausgewiesene Nennwert stellt somit den Kaufpreis dar, zu dem die Anleihe vom Emittenten zurückgezahlt wird.
Der Zins wird auf dem sogenannten Kupon dargestellt, den die entsprechende Anleihe abwirft. Anleihen werden am sogenannten Rentenmarkt gehandelt.
Wie sind Anleihen ausgestattet?
1. Verzinsung
Eine Anleihe ist in aller Regel festverzinslich. Es gibt aber auch Anleiheformen mit Zinsanpassungen, also mit einer variablen Verzinsung. Diese Anleihen werden auch als Floater oder Floating Rate Note bezeichnet und leiten sich von einem Referenzzinssatz ab.
Bei strukturierten Wertpapieren hingegen sind die Zins- oder Tilgungszahlungen an bestimmte, vom Emittenten fixierte Ereignisse geknüpft. Die Zinsausschüttung erfolgt in aller Regel jährlich.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Platzierung einer Anleihe ist nicht die Nominal-, sondern vielmehr die Effektivverzinsung.
2. Laufzeit und Tilgung
Die Laufzeit beträgt allgemein fünf bis dreißig Jahre. In Hochzinsperioden kann die Laufzeit der Anleihen aber auch darunter liegen.
Der Schuldner kann sich das Recht auf Kündigung vorbehalten. Die Kündigung kann aber meist erst nach Ablauf einer Sperrfrist erfolgen. Die Gesamtrückzahlung bei Tilgungsanleihen erfolgt entweder am Ende der vereinbarten Laufzeit oder in bestimmten Teilabschnitten. Für einzelne Anleiheserien kann die Rückzahlung auch nach einem vorher festgelegten Plan oder durch Auslosung erfolgen.
Die komplette Tilgung kann auch aber auch durch freihändigen Rückkauf durch den Herausgeber der Anleihe erfolgen.
3. Emissions- und Rückzahlungskurs
Anleihen können entweder zu 100 % (pari), mit einem Abschlag (Disagio) oder einem Aufschlag (Agio) herausgegeben werden.
Die Rückzahlung erfolgt in aller Regel zum Nennwert und nur selten über pari. Der Kurs einer Anleihe wird in Prozent vom Nominalwert angegeben.
Notiert eine Anleihe am Rentenmarkt bei beispielsweise 107 %, dann muss der Anleihenkäufer für einen Nominalwert von 100 € insgesamt 107 € zahlen.
Der Rückzahlungsbetrag am Ende der Laufzeit entspricht dann 100 % des Nominalwerts der Anleihe.
4. Stückelung
Der Kauf an der Börse richtet sich nach der Stückelung der Anleihe, die je nach Währung der Anleihe meist bei 1.000 oder 50.000 Geldeinheiten beträgt.
Der Käufer muss somit mindestens eine Nominale in dieser Höhe erwerben. Eine höhere Nominale kann dann nur in entsprechenden Schritten erworben werden.
5. Emission
Die Herausgabe von Anleihen am Anleihenmarkt erfolgt entweder im Festpreisverfahren (Vorgabe eines festen Preises für das Wertpapier), im Bookbuilding-Verfahren (Angabe von Preisspannen durch Investoren in einer bestimmten Frist) oder im Auktionsverfahren (Preis wird durch entsprechende Gebote der Käufer bestimmt).
Bundesanleihen werden in aller Regel über die Deutsche Bundesbank im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH herausgegeben.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Anleihen der öffentlichen Hand (Bund, Länder, Kommunen, Sondervermögen des Bundes) werden zur Haushaltsfinanzierung ausgegeben und sind fast immer festverzinsliche Inhaberschuldverschreibungen.
Bundesobligationen, Bundesanleihen, Bundesschatzanweisungen sowie inflationsindexierte Bundeswertpapiere sind klassische Beispiele für Staatsanleihen.
Zu den Schuldverschreibungen der Kreditinstitute gehören Pfandbriefe und öffentliche Pfandbriefe (Kommunalobligationen), die eine besondere Besicherung vorweisen.
Unternehmensanleihen, auch Industrieobligationen genannt, sind Anleihen der gewerblichen Wirtschaft. Zu ihnen gehören die Gewinnschuldverschreibungen, Optionsanleihen, Schuldscheindarlehen und Wandelschuldverschreibungen.
Der internationale Kapitalmarkt hält auch eine Vielzahl von Anleihetypen bereit. Typische Arten wären beispielsweise der Zerobond (Null-Coupon-Anleihe), die Doppelwährungsanleihe, die Floating Rate Note (FRN), der Eurobond oder der Junk Bond.
Warum heißen Anleihen auch Renten?
Der Begriff Rentenpapier ist eine Wortschöpfung aus der modernen Finanzwelt. Man bezeichnet Anleihen und Wertpapiere mit einer festen Verzinsung auch als Rentenpapiere. Für die Anleger bedeuten Rentenpapiere ein hohes Maß an finanzieller Sicherheit, da der gezahlte Zins über die gesamte Laufzeit garantiert gleich bleibt.
Rentenpapiere wurden bereits im 13. Jahrhundert in Italien gehandelt. Doch damals fand der Handel nicht innerhalb von organisierten Märkten statt, so wie es heute an der Börse üblich ist, sondern außerhalb zwischen Privatpersonen.
Einfache Beispiele für Rentenpapiere sind Unternehmens- oder Bundesanleihen. Sie werden von Banken, dem Staat oder Unternehmen ausgegeben.
Dem Unternehmen oder Staat bedeutet das Ausgeben von Rentenpapieren eine kurzfristige Möglichkeit der Kapitalbeschaffung.
Bundesanleihen gelten wegen ihrer Wertstabilität als sicherste Anleiheform und bringen dem Anleger eine solide Verzinsung ein. Im Vergleich zu Unternehmensanleihen erhält der Anleger von staatlichen Anleihen, wie beispielsweise Bundesschatzbriefen, einen niedrigeren Zinssatz.
Für das größere unternehmerische Risiko bei Unternehmensanleihen wird dem Anleger hingegen ein zusätzlicher Zinsbonus bezahlt. Der Zins richtet sich unter anderem an der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Performance des jeweiligen Unternehmens.
Die Verzinsung ist aber allgemein stark abhängig von der gewählten Laufzeit. Im Regelfall liegen die Zinsen zwischen 3 % und 8 % pro Jahr.
Langfristige Rentenpapiere können sogar Zinserträge von mehr als 8 % pro Jahr erwirtschaften.
Rentenpapiere mit unterschiedlichen Laufzeiten
- Kurzfristige Rentenpapiere: Die Laufzeit beträgt ein bis fünf Jahre
- Mittelfristige Rentenpapiere: Der Anlagehorizont beträgt fünf bis zehn Jahre
- Langfristige Rentenpapiere: Die Laufzeit beträgt mehr als zehn Jahre
Für den risikoaversen Anleger sind Rentenpapiere aufgrund ihrer festen Verzinsung während des Anlagezeitraums und dem hohen Maß an Anlagesicherheit eine solide Geldanlage. Sie erfreuen sich daher weiterhin weltweit großer Beliebtheit.
Fazit
Anleihen sind ein klassisches Instrument zur Fremdkapitalbeschaffung, bei dem der Emittent öffentlich einen Kredit aufnimmt. Käufer besitzen eine Geldforderung gegenüber dem Herausgeber. Die Verzinsung, Laufzeit und Tilgung ist vertraglich festgelegt. Im Gegensatz zu Aktien werden Anleihen nur in Prozent gehandelt und es wird ein bestimmter Nominalbetrag erworben.
Eine Anleihe kann fest- oder variabel verzinslich sein und wird in der Regel jährlich ausgezahlt. Die Laufzeit beträgt normalerweise 5-30 Jahre. Anleihen können zu 100% (pari) oder mit Auf-/Abschlag ausgegeben werden. Der Kurs wird in Prozent vom Nominalwert angegeben und der Kauf an der Börse richtet sich nach der Stückelung der Anleihe.
Anleihen können im Festpreis-, Bookbuilding- oder Auktionsverfahren herausgegeben werden. Sie sind eine beliebte Möglichkeit für Unternehmen und Regierungen, Kapital aufzunehmen und für Investoren, ihr Portfolio zu diversifizieren. Die Wahl der Anleiheart hängt vom Ziel und der finanziellen Situation des Emittenten ab. Die Effektivverzinsung, Laufzeit und Rückzahlungskurs sind wichtige Faktoren bei der Auswahl.
Zum Schluss noch ein Video
In diesem kurzen Video wird sehr schön erläutert, welches Risiko eine Anleihe haben kann und warum es sich lohnt Anleihen mit Aktien zu mischen.